Hamburg, 11.09.2012

 

Gestern Abend sah’s noch so aus:

 

 

Das waren locker 25°C, das Weibsvolk lief in knappen Kleidern oder gleich in Bikinis durch die Gegend, und man konnte mit einem kühlen Astra an der Strandperle sitzen und den Containerschiffen gegenüber beim Rosten zugucken.

 

Keine 24 Stunden später: Der Himmel finster wie die Nacht, es schüttet wie aus Eimern, man braucht eine Kombination aus Regenschirm und Anglerhose, um über die Straße zu kommen, und die Frauen laufen wieder rum wie in Afghanistan. Für ein kurzes Sommergewitter wäre man ja dankbar, aber von einem Tag auf den anderen ist leider die Monsunzeit ausgebrochen. Bis ca. Juni 2013 hält man sich jetzt vorzugsweise in geschlossenen Räumen auf und bürstet sich den ganzen Tag die Haare, weil darin sonst Algen und Seepocken wachsen. Mein Arbeitgeber hat eine Dependance in Nouméa, kann der mich da nicht hinversetzen? Ich würde auch auf jeder anderen Insel im Südpazifik oder in der Karibik arbeiten, als Koch oder Hotelbandsänger oder Deflorateur, egal was, aber neun Monate Regen am Stück halte ich bestimmt nicht aus!

 

Hamburg, 09.09.2012

 

…und so begab es sich, dass im Rahmen geschwätziger Mittagspausen die Frage aufkam, wer im Institut die besten Cevapcicis basteln könne. Dieser Wettstreit erreichte nun seinen Höhepunkt in der Beziehung zweier Marktforscher, die sich vorgenommen haben, einander zu besiegen. Ruhm und Ehre für den Gewinner, Demütigung für den Verlierer. Dies ist der Kampf von Baldur vs. Martina.

 

Das Szenario: Zwei Köche mit ihren streng geheimen Rezepten, neun neutrale und objektive Tester, reichlich Alkohol und ein nach wissenschaftlichen Kriterien entworfener Fragebogen.

 

 

Die mangelhafte Grammatik schieben wir mal auf die Aufregung, die unterirdische mathematische Performance auf den Alkohol. Aber selbst solche groben Schnitzer konnten den Sieg des großartigsten Cevapcici-Produzenten des Jahres 2012 nicht verhindern.

 

 

Für nächstes Jahr wird zusätzlich noch der Punkt „Performance“ in den Fragebogen mit aufgenommen, dann darf mit beliebigen Showelementen wie Verkleidungen, Vorträgen und Gesangseinlagen gearbeitet werden. Ich arbeite bereits an der Konzeption von „Cevapcici – Das Pyro-Musical“. 

Hamburg, 06.09.2012

Beim Aufräumen der Institutsfestplatte wiedergefunden: Vor grob einem Jahr hatte sich eine Kollegin verabschiedet, und als Abschiedsgeschenk gab's ein Kochbuch mit den Lieblingsrezepten der Kollegen. Toll, superkreativ, kriegt ja bloß jeder Zweite. Na ja, ich koche leidenschaftlich gerne Pasta, also habe ich mal ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert, was man mit ein wenig Phantasie so kreieren kann...

Hamburg, 28.08.2012

Ein paar Outtakes vom Shooting für Tanjas Hochzeit. Die ganze Trash-Foto-Love-Story irgendwann demnächst.

Hamburg, 26.08.2012

 

Fazit des gestrigen Abends. Als ich das Haus verließ, bekam ich es mit der Angst zu tun. Horden von ranzigen Proletariern, teils abgehalfterte Hartzler, teils klassische Hooligans, samt ihrer überproportionierten Weibchen stürmten die Straße hoch, in meine Richtung. Hatte sich die Unterschicht zusammengerottet, um selbständig den überfälligen Finanzausgleich herbeizuführen und meine Wohnanlage zu plündern? Nein, war bloß ein Ärzte-Konzert im Volkspark schräg gegenüber.

 

Ich geb’s zu – ich vermisse sie. Sacha Brohm, Mischa-Sarim Verollet, sogar Michael Goehre. All die Bielefelder Slammer, die einen zuverlässig mit Geschichten unterhalten haben. Gestern war mein erster Besuch eines klassischen Slams in Hamburg, konkret die Hamburger Stadtmeisterschaften. Nebst der üblichen Selbstverliebtheit („Hamburg ist soo toll!“), die in Bielefeld aus naheliegenden Gründen flachfiel, war ein gänzlich anderer Stil auffällig – vorgetragen und goutiert wurden sprachliche Experimente, meist in Reimform. Beherrschung der Sprache. Der Unterhaltungswert blieb dabei leider oft auf der Strecke – aus meiner Sicht. Ich musste als Juror herhalten und wurde für Noten unter 7.5 tatsächlich öffentlich ausgebuht. Okay, die 2.0 für das Sacrifice war vielleicht etwas hart. ;-) Ich persönlich mag halt Geschichten. Und die beste, aus meiner Sicht, war leider die Anmoderation von Lars Ruppel. Ein kleines Gedicht über „Holger, die Waldfee“, der seinen Wald gegen neokapitalistische Heuschrecken verteidigen muss. Eine Zeile ist mir sogar in Erinnerung geblieben:

 

„Holger verzeiht nicht, er tut lieber weh,

ein echter Chuck Norris im Kleid einer Fee.“

 

Ansonsten gab’s gestern noch als Warm-Up das Afrika-Festival in Ottensen und zum Abschluss ein schönes Feuerwerk in der Schanze – insgesamt ein okayer Abend.